Los primeros días en Colombia

Zwei  Tage bin ich nun hier schon in Pasacaballos und fühle mich zwar noch sehr fremd, aber schon jetzt ein kleines bisschen wie Zuhause.

Früh morgens um halb fünf bin ich von Tegernheim nach München gestartet. Der Abschied von meiner Schwester und meinen Eltern fiel mir unheimlich schwer und war sehr tränenreich. Auch mit meinem 28kg schwerem Koffer, für den ich zum Glück kein Übergepäck zahlen musste, und meinem ebenfalls viel zu schweren und riesigen Wanderrucksack als Handgepäck bin ich zuerst nach Paris geflogen. Von dort aus ging es dann gemeinsam mit meinem Mitfreiwilligen Aaron nach Bogotá weiter. 11 Stunden lang, in denen ich praktisch kein Auge zubekommen habe, mir insgesamt vier Filme mehr oder weniger aufmerksam angesehen habe, trotz Pulli und Fleecedecke unheimlich gefroren habe und das Essen erstaunlicherweise gar nicht so schlecht war. Die Zeit verging irgendwann gar nicht mehr so langsam, doch mit nur drei Stunden Schlaf war ich in Bogota ziemlich müde und kaputt. Dort hatten wir, wie auch in Paris nur sehr kurz Aufenthalt und sind um 15 Uhr Ortszeit bzw. um 22 Uhr in Deutschland mit unserem letzten Flieger nach Cartagena gereist. Aufgrund der nahen Lage am Äquator wird es hier schon ziemlich früh dunkel, weswegen wir leider nicht mehr bei Tageslicht angekommen sind. Besonders gespannt war ich, wie heiß und schwül sich das Klima in Cartagena tatsächlich anfühlen wird. Und obwohl die Sonne nicht mehr geschienen hat, hab ich sofort zum Schwitzen angefangen. Ich finde es schwer zu beschreiben, aber ich hatte ein bisschen das Gefühl wie als würde ich nicht mehr richtig Luft bekommen. Vielleicht kann man es ganz gut mit der Luft in einer Disko beschreiben.

Unsere Koffer sind glücklicherweise heil und sogar sehr früh angekommen. Beim Ausgang wurden wir schließlich von unserer kompletten WG empfangen. Die besteht zur Zeit inklusive uns aus sechs Personen, doch drei von ihnen werden Mitte September zurück nach Deutschland bzw. Österreich fliegen. So haben wir uns alle in das Auto der Fundación gequetscht und sind ca. eine Stunde nach Pasacaballos gefahren. Bei der Fahrt haben wir einen kleinen Umweg gemacht, sodass und die anderen schon die etwas reicheren Viertel und die bekannte Stadtmauer der Altstadt gezeigt haben.

Der Fahrstil der Kolumbianer ist um einiges rasanter als in Deutschland, außerdem gibt es total coole Busse, die ein bisschen an rockige Tour-Busse  erinnern und unter anderem mit grünen und blauen Neon-Röhren im Innenraum ausgestattet sind.

Pasacaballos gilt offiziell als Vorort von Cartagena, ist von der Stadt aber durch ein Industriegebiet, wo früher ein langer Strand war, getrennt. Ich freue mich total, nicht direkt in Cartagena, sondern in Pasacaballos leben zu dürfen. Unsere Vorfreiwillige Frida hat Aaron und mir heute eine kleine Führung durch Pasacaballos gegeben. Interessant ist, dass sehr viele Häuser eine echt schöne Fassade haben, aber an den Seitenwänden nicht einmal verputzt sind. Die Straßen sind nur teilweise asphaltiert und hauptsächlich von Taxis, Bussen und Motorrädern befahren. Gerade ist Regenzeit, weswegen es teilweise (nach dem starken Regen am ersten Abend) sehr schlammig ist. Wie auch in Spanien sitzen die Leute hier sehr gerne vor ihrem Haus oder in den Tiendas und beobachten einfach die Umgebung. Auch Musik spielt hier eine große Rolle, denn man hört sie sehr oft (und sehr laut) an vielen Straßenecken. Auch fast direkt neben unserer Wohnung spielen sie bis Mitternacht und morgens ab neun Uhr. So finde ich es, wie auch die anderen damals bei ihrer Ankunft, sehr laut hier. Gestern Morgen wurde ich zum Beispiel von Vogelgezwitscher, Musik, Motorrädern und lautstarken Gesprächen geweckt. Überrascht war ich von sehr vielen Hunden, einigen Eseln, Hühnern, Katzen und Ziegen, die durch die Straßen wandern. Aber am besten finde ich folgende Geschichte: Und zwar laufen sehr viele kolumbianische Männer hier mit kleinen Vogelkäfigen herum. Das ist eigentlich illegal, da sie die wilden Vögel fangen und sie in wirklich winzige Käfige sperren. Wie eine Handtasche tragen sie sie unter ihren Arm geklemmt herum. Den Sinn davon habe ich bis jetzt nicht wirklich verstanden 😀

Wohnen tu ich, wie schon im ersten Bericht erwähnt, in einer WG mit meinen Mitfreiwilligen. Die Wohnung ist wirklich gemütlich, aber trotz Ventilatoren sogar noch heißer als draußen. Sehr anders ist das Wasser aus dem Hahn, welches in unserer Wohnung nur in einem kleinen Rinnsal herauskommt. So ist vor allem das Duschen zeitaufwendiger als in Deutschland. Obwohl man hier zweimal am Tag duscht, bringt das relativ wenig, denn nach ein paar Minuten klebt man sowieso wieder vor Schweiß. An die Hitze gewöhnt man sich laut den anderen auch nicht wirklich. Aber man gewöhnt sich daran, die ganze Zeit und bei jeder kleinsten Bewegung zu schwitzen.

Generell ist es hier ziemlich billig. Gestern Abend waren wir in einer Disko, wo wir bei  typisch kolumbianischer  Champeta-Musik unter freiem Himmel getanzt haben. Nach Cartagena rein sind wir mit dem Taxi gekommen, da ab dem späten Nachmittag von Pasacaballos aus keine Busse mehr in die Innenstadt fahren. Angeschnallt wird sich hier sowieso nicht, eigentlich gibt es eine feste Preisliste, aber vor allem als „gringo“ (eigentlich die Bezeichnung für einen US-Amerikaner, doch damit werden alle Nicht-Kolumbianer bezeichnet), versuchen die Fahrer das doppelte zu bekommen. Nach ein bisschen Verhandeln schafft man es in der Regel jedoch, den normalen Preis zu bekommen. Für die 30km lange Fahrt zahlt man hier umgerechnet 7,60€. Da ist es auch kein Problem, wenn man (so wie wir) zu sechst fahren will. Wie oben bereits erwähnt, ist die Fahrt im Taxi um einiges rasanter als in Deutschland. So sind wir in der Nacht um drei Uhr mit 110 km/h durch eine 30er-Zone gefahren. Die Verkehrsregeln spielen generell keine große Bedeutung. Wo wir die „Rechts-vor-Links“-Regel haben, fährt hier derjenige zuerst, der ein größeres Auto hat oder schneller in der Kreuzung ist.

Schwierigkeiten bereitet einem am Anfang vor allem die Sprache. Ich hatte die letzten fünf Jahre Spanisch in der Schule, doch trotzdem verstehe ich hier höchstens ein paar Wörter. Der Dialekt ist hier an der Küste sehr stark und wird als costeño bezeichnet. Man soll sich recht schnell daran gewöhnen, aber ich würde liebend gerne schon jetzt alles einigermaßen verstehen und mitreden können.

Nun ein kleiner Zeitsprung: Nun schreiben wir den 06.09.16 und ich wollte die Erlebnisse des Wochenendes noch in den zweiten Eintrag einbauen. Und zwar sind wir am Samstag zur Isla de Barú gefahren. Die Fahrt dorthin war mit Abstand die beste, die ich je erlebt habe. Denn zu der ungefähr eine Stunde entfernten Insel sind wir mit dem Mototaxi, also mit dem Motorrad, gefahren. Hier muss man anbringen, dass der Weg dorthin größtenteils nicht asphaltiert ist und praktisch nur aus Schlaglöchern und Furchen besteht. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Motorradfahrer deswegen die Geschwindigkeit drosseln. So bekommt man schon ein wenig Angst, wenn man durch die wunderschöne Landschaft ruckelt, einen nicht sehr vertrauenserweckenden Helm trägt und sich mehr schlecht als recht am eigenen Sitz festhalten kann. Um zur Insel zu kommen musste man sogar ein kurzes Stück über einen dünnen Streifen Strand fahren, sodass man teilweise nur noch Wasser unter den Reifen hatte.

Dort angekommen fühlte man sich einfach nur noch wie im Paradies – strahlend blauer Himmel, weißer Strand, kleine Häuser mit Strohdächern und zahlreichen Hängematten. Wenn ihr irgendwann einmal nach Cartagena kommen solltet, plant unbedingt eine Nacht im Hostel Media Luna in Barú ein! Es war wirklich traumhaft schön. Wir verbrachten die Zeit dort in den Hängematten,  im angenehm warmen Meer und bei selbst erfundenen Cocktails. Wie man sich einen Urlaub in der Karibik eben vorstellt. Das einzige, was hier nervig ist, ist die Tatsache, dass die Fahrer beim Anblick deiner hellen Hautfarbe sofort den Preis erhöhen.

So viel für den Anfang. Ich würde total gerne bis ins kleinste Detail erzählen, wie es hier ist, aber das würde den Rahmen leider ein wenig sprengen. Jedenfalls kann ich sagen, dass ich mich jetzt schon sehr wohlfühle und total gespannt bin, was mich das nächste Jahr so erwarten wird.

Bis bald!

Ein Kommentar zu „Los primeros días en Colombia

  1. Hallo Lara, gerade mal eine knappe Woche bist Du in Deiner „neuen Welt“ Wie gut, Dich so fröhlich zu sehn. Dass wir in dieser Form an Deinem Alltag teil haben können, ist einfach super! DANKE

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